Zusatzmodul "Intensiv"

Zielgruppe
Kinder mit erhöhtem pädagogischem Bedarf
Kosten
getragen
Maximale Teilnehmerzahl
3 / 1 frei

Die Mädchenwohngruppe ist ein Regelangebot der stationären Jugendhilfe. Aus unserer Sicht müssen Kinder und Jugendliche immer häufiger in ihrem bisherigen Lebensumfeld schwerwiegende belastende Erfahrungen machen. Durch die sich daraus ergebenden Verhaltensausprägungen kann eine Unterbringung in einer Regelgruppe ihren Bedürfnissen oftmals nicht gerecht werden. Aus den gemachten Erfahrungen entstehen oftmals Traumata, Bindungsstörungen sowie Entwicklungsverzögerungen, die die Kinder und Jugendlichen mit unterschiedlichen Strategien verarbeiten.

Traumata:

Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass eine Traumatisierung eine schwere seelische Verletzung ist, welche je nach Intensität das seelische Gleichgewicht zerstören kann. Unserer Erfahrung nach haben wir es schwerpunktmäßig mit folgenden drei Arten von Traumatisierungen zu tun:

  • Das körperliche Trauma:                                                                    
    Hervorgerufen durch körperliche Gewalt, aber auch seelischen Qualen.
  • Das emotionale Trauma:                                                                         
    Hervorgerufen durch emotionale Isolation (z. B. Abwendung, Liebesentzug).
  • Das soziale Trauma:                                                                         
    Hervorgerufen durch soziale Gewalt. D. h. die Gewalterfahrungen geschehen durch Dritte (z. B. Schule, Peergroup) und nicht durch die Herkunftsfamilie.

In früher Kindheit durchgemachte Mangel- und Verlusterfahrungen werden von
traumatisierten Kindern vielfach als existentielle Bedrohung erlebt. Die psychischen Verletzungen haben tiefe Spuren in ihrer Persönlichkeit hinterlassen. Extremes Misstrauen und die Sichtweise von einer feindlichen Umwelt, gegen die es zu kämpfen gilt, sind eine Folge daraus. Ur-Vertrauen konnte nicht aufgebaut werden. Somit sind diese Kinder und Jugendlichen eher von Ur-Misstrauen erfüllt.
Aufkommende Ängste werden nicht als Signal einer drohenden Gefahr gedeutet, sondern als Vernichtungsangst, was oft panikartige, und für den Außenbetrachter unverständliche, Reaktionen zur Folge hat.

Bindungsstörungen:

Aufgrund der zum Teil massiven Störungen im Beziehungsverhalten und der fehlenden positiven Bindungserfahrungen ist die dyadische Kontaktaufnahme zu den Kindern/Jugendlichen eine unabdingbare und notwendige Voraussetzung. Gerade vor dem Hintergrund von extremen Einsamkeitsgefühlen und emotionalen wie realen Verlassenheitserfahrungen ist eine liebevolle, verlässliche und sicherheitsgebende Beziehungserfahrung/-konstanz, Grundvoraussetzung für die positive Entwicklung.

Entwicklungsverzögerung:

Eine Diagnose einer Entwicklungsverzögerung schließt alle Bereiche von Motorik,
Wahrnehmung, kognitive Eigenschaften, hin zur Sprachentwicklung usw. ein. Auch
traumatische Erlebnisse in der Biographie des Kindes können Entwicklungsverzögerungen zur Folge haben. Ein unzureichendes Angebot an Reizen und Erfahrungen oder der Entzug und verminderte emotionale Beziehungen zu dem Kind (Deprivation) können ebenfalls Gründe für eine Entwicklungsverzögerung sein.

Da das Konzept einer Regelgruppe den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen oft nicht gerecht werden kann, gibt es einen „Coach“. Ein Mitarbeiter der nicht für die Betreuung der Kinder und Jugendlichen im direkten Gruppenkontext verantwortlich ist. Er hat die Aufgabe
durch Einzel- und / oder Gruppenangebote die Kinder und Jugendlichen  besonders zu fördern und zu fordern, um die pädagogischen Ziele zu erreichen. Der Coach schafft über die Bezugsbetreuung hinaus, ein zusätzliches nicht miteinander konkurrierendes Beziehungsangebot. Dieses ist angedockt an die Wohngruppe, aber außerhalb des Alltags und kann so eine positive, unbelastete Ergänzung sein. Der Coach nimmt fallbezogen an den Dienstbesprechungen der Wohngruppe und an der Supervision teil.


Vor dem Hintergrund von nicht adäquat gelernten Konfliktlösungsstrategien, einer geringen Frustrationstoleranz etc. lösen Frustrationen bei den Kindern/Jungendlichen häufig, auch für längere Zeit, gewohnte Verhaltensmuster (z.T. selbst- und fremdgefährdend) aus. Die Bewohner sollen in der Gruppe und der Einzelarbeit die Erfahrung machen, dass sie trotz ihrer zumeist destruktiv erworbenen Verhaltensmuster, wertvoll sind, und vor diesem Hintergrund lernen, sich mit ihren alten Mustern auseinanderzusetzen und konstruktivere
Verhaltensmuster zu entwickeln. Den Kindern/Jugendlichen soll innerhalb der Wohngruppe bzw. durch das Zusammenwirken von Mitarbeitenden der Wohngruppe und Coach ein Gefühl der Sicherheit und des sicheren Ortes vermittelt werden. Verlässliche Beziehungsangebote und „sich angenommen“ fühlen, sind die Grundlage der pädagogischen Erreichbarkeit für die anvertrauten Kinder und Jugendlichen. Die Entstehung/Entwicklung eines "inneren sicheren Ortes" ist nur möglich, wenn äußere Rahmenbedingungen durch die Bewohner als
sicherer Ort wahrgenommen werden. Nur durch die Ausbildung von Vertrauen wird die Grundlage für mehr Selbstwert und innerer Stabilität gelegt. Die Haltung der Mitarbeitenden der Wohngruppe und des Coaches sind gekennzeichnet von Akzeptanz und Wertschätzung.


Der Coach hat die Aufgabe die Kinder/Jugendlichen mit ihrem Verhalten graduiert zu konfrontieren sie werden angehalten, zusammen mit dem Coach Alternativen zu erarbeiten und zu erproben. Sie bekommen Grenzen gesetzt und lernen, mit Grenzen zu leben. Ferner ist es für die Bewohner wichtig, sich Ziele zu setzen und zu versuchen, diese auch zu
erreichen.

Kinder mit erhöhtem pädagogischem Bedarf