CJD wieder beim Wettbewerb "Vom Schüler zum Chef"

15.02.2014 CJD Siegen-Wittgenstein « zur Übersicht

Warme Westen mit Wisent

nik � Über den Chef schimpfen ist einfach – aber wenn man mal in dessen Schuhe geschlüpft ist, sieht die Welt schon anders aus. Dieses Experiment wagten jetzt neun junge Menschen aus dem Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands (CJD) Siegen-Wittgenstein in Bad Berleburg. Mit einer sehr schönen „Nebenwirkung“: Im Wettbewerb „Vom Schüler zum Chef“ (s. Kasten) schafften sie es auf den zweiten Platz. Die meisten von ihnen absolvieren seit dem vergangenen September im CJD eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme. Damit sind sie zwar keineswegs unterbespaßt, doch im vergangenen Jahr hatte das CJD Siegen-Wittgenstein erstmals an dem Wettbewerb teilgenommen und war mit einem Fahrradschlauch, mit dem man

trotz Plattfuß weiterfahren kann, auf dem 1. Platz gelandet. Blut geleckt also. Und deshalb dachten sich Ausbilderin Ilse Krämer und Burkhard Jesgar, Sozialpädagoge im Bereich Arbeitsmarktdienstleistungen im CJD, dass es eine gute Idee sei,

auch ihre diesjährigen Schützlinge eine „Firma“ gründen zu lassen.

Analysen und Brainstormings ergaben: „Wir wollten was machen, was die Wisente verkörpert“. Mit ihrer Idee, bequeme Outdoorkleidung mit dem Wisent als Erkennungszeichen zu vermarkten, lagen die jungen Damen und Herren goldrichtig, wie sich herausstellen sollte.

Wie das so ist in einem Unternehmen, musste sich auch dieses Team erst einmal zusammenraufen. Nadine Zimmermann war zuständig für die Finanzen, Tugba Dogan kümmerte sich um die Werbung, Mischa Riedesel übernahm zusammen mit Geschäftsführer Dominic Lohmann das Marketing. Philipp Born zeichnete für die Firmenbeschreibung verantwortlich, Dennis Birkelbach war für Werbung und Grafik zuständig, Saskia Neumann, Anna-Lena Feige und Vanessa Herling kümmerten sich um den Verkauf und den Aufbau des Stands am Präsentationstag. „Jeder machte das, was am besten zu ihm passt“, erklärt „Geschäftsführer“ Dominic im Gespräch mit der SZ. Ihre beiden Betreuer schauten dem Firmen-Team auf die Finger und trieben auch dann und wann ein bisschen an, wo es erforderlich war.

„Ich habe die unangenehmen Fragen gestellt“, lächelt Burkhard Jesgar. Und das war sicher auch die beste Vorbereitung, denn die Jury, allesamt Experten aus Wirtschaft, Schule und weiteren Institutionen, schenkte den Wettbewerbsteilnehmern nichts. Zunächst in einer Fragerunde am Stand, dann bei der Präsentation auf der Bühne, standen die jungen „Gründer“ unter Hochspannung.

Alles musste hieb- und stichfest, der Businessplan wasserdicht sein. Und das war er auch. Da es diesmal nicht darum ging, selbst etwas zu fertigen, sondern „lediglich“darum, ein Produkt zu vermarkten, konnten sich die Neun voll und ganz darauf konzentrieren, sich einen griffigen Slogan auszudenken („Zum Ursprung zurück“),

ein Logo zu entwickeln (Kreis mit Wisent-Kopf darin und „World of Wisent“drumherum), die in Frage kommende Kleidung zu organisieren – wird im Ausland geordert oder nicht, was ist billiger, was ist teurer? –, und derlei Dinge mehr. So ist es Teil der Idee, in den 30 Sternehotels entlang des Rothaarsteigs die Fleecewesten

als „Raucher- und Steuerzahlerwesten“ kostenlos auszuhängen, mit entsprechendem Infomaterial, damit die gästeeigenen Jacken bei der Zigarette vor der Tür qualmfrei bleiben.. Dieser Gedanke geht übrigens zurück auf Forstdirektor Johannes Röhl, der den jungen „Firmengründern“ eine entsprechende Anekdote erzählt hatte. Überhaupt äußert sich das Team nur lobend über die Begegnungen mit dem Trägerverein „Wisent Welt Wittgenstein“. Schade nur, dass der auf fünf Jahre angelegte Businessplan zunächst in einer Schublade verschwindet, denn die CJD’ler werden bald planmäßig mit ihren regulären Ausbildungen beginnen. Deshalb sind die Westen und Schals auch „in echt“ nicht käuflich – wobei hier unter Umständen das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Für das CJD-Team war der zweite Preis beim Wettbewerb ein toller Erfolg, wenn die Aufregung am Präsentationstag im Siegener Medien- und Kulturhaus Lÿz freilich groß war: „Nervenaufreibend“ sei das gewesen, eine richtige Zerreißprobe. Aber es hat sich gelohnt. Nicht nur, dass sie immerhin 300 Euro einheimsen konnten, nein, für ihr weiteres Berufsleben haben sie Erfahrungen und Selbstvertrauen sammeln können. Die Teilnahme war also, um es im Geschäftsdeutsch auszudrücken, eine langfristige Anlage. Die Neun wissennun, wo einen Chef der Schuh drücken könnte – in dem sie für eine kleine Weile unterwegs sein durften.

Schüler-Chefs

Bei dem Wettbewerb „Vom Schüler zum Chef“ handelt es sich um eine

Kooperation zwischen der KM:SI, Wirtschaftsförderung der Kompetenzregion Mittelstand Siegen-Wittgenstein, dem Zentrum für ökonomische Bildung in Siegen (ZöBiS) und dem Verein Startpunkt57 – Die Initiative für Gründer. Den 1. Platz belegte in diesem Jahr

das Städtische Gymnasium Kreuztal mit dem Projekt „Die Ersatzenkel

e.V.“, das Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung landete mit „Flimmerkiste“ auf Rang 3. Insgesamt waren zehn Teams gemeldet, zwei sprangen jedoch ab.

 

Quelle: Siegener Zeitung 

 

 

 

 

 

Schwerpunkte in der Ausrichtung des CJD Siegen-Wittgenstein sind die Kinder- und Jugendhilfe sowie Maßnahmen im Auftrag der Agentur für Arbeit und des örtlichen Jobcenters.