Bedarf ist da - Geld aber nicht

30.01.2014 CJD Siegen-Wittgenstein « zur Übersicht

Bedarf ist da – Geld aber nicht

WITTGENSTEIN Alle betonen den Nutzen der Schulsozialarbeit / Finanzierung ist jedoch fraglich Der Bund will keine Mittel mehr bereit stellen und das Land winkt auch ab. Der Kreis lehnt eine Beteiligung ab und die Kommunen sind zu klamm. So könnte das Ganze bald vorbei sein.

bw � Es war ein unmissverständlicher Satz, den Landrat Paul Breuer am Dienstagabend in Bad Berleburg aussprach: Für die Schulsozialarbeit „haben wir als Kreis kein Geld“. Die Kommunen müssten selbst entscheiden, ob sie die Kosten für die Leistung

tragen wollten. Und weiter: „Diesem Sozialdruck können wir nicht nachgeben.“Punkt. Hintergrund ist, dass Ende Juli die bislang zur Verfügung gestellten Bundesmittel aus dem Bildungs

Geld mehr, obwohl die Schulsozialarbeit in den Bildung- und Teilhabepaket aufgebraucht sind. Danach fließt keinseinrichtungen selbst als sehr wichtig und nützlich angesehen wird (vgl.Extra-Bericht). Die Maßnahme war für einen engen Zeitraum von Anfang 2012 bis Ende 2013 befristet. Weil noch finanzielle Mittel übrig waren, konnte das Projekt bis zum Ende des laufenden Schuljahres verlängert werden. Der Bund zahlt für die Schulsozialarbeit also nicht mehr, das Land winkt ebenso ab und der Kreis Siegen-Wittgenstein in Person des Landrats kann und will die Finanzierung

ebenfalls nicht übernehmen. Bleiben die Kommunen vor Ort, die als Schulträger laut Paul Breuer in der Verantwortung stünden. Doch auch die Wittgensteiner Kommunen sind chronisch klamm, im engen Haushalt ist für die freiwillige Leistung „Schulsozialarbeit“ kein Platz. Dagegen spricht das Haushaltssicherungskonzept.

Die Schulsozialarbeit könne nur aufgrund der finanziellen Förderung geleistet werden, erfuhr die SZ auf Anfrage aus dem Erndtebrücker Rathaus. „Aus Eigenmitteln kann diese freiwillige Leistung nicht fortgeführt werden.“ Der Erndtebrücker Rat hatte auf Antrag der SPD-Fraktion schon im Dezember die Wichtigkeit der Schulsozialarbeit

festgestellt und sich für die Fortsetzung ausgesprochen. Aber wer soll das bezahlen? Auch eine interkommunale Zusammenarbeit sei schwierig, denn rundherum seien alle Kommunen in der gleichen finanziellen Schieflage. Die Stadt Bad Laasphe kann das sicher auch nicht, wie Beigeordneter Dieter Kasper betonte. Den Haushaltszwängen kann sich auch Fachbereichsleiter Volker Kohlberger nicht entziehen. Letzter Stand sei, dass der Kreis auf höherer Ebene vorstellig werden sollte, um dort für ein Umdenken zu sorgen. „Ich bin da aber auch eher skeptisch.“ Dabei sei die Schulsozialarbeit aus pädagogischer Sicht wertvoll, „über die

Unterstützung waren die Lachsbachschule und die Hauptschule froh“, wusste Volker Kohlberger zu berichten. Wie in Erndtebrück, wo Ulrika Koch als Schulsozialarbeiterin tätig ist, und in Bad Laasphe mit Kristin Berkhahn hat auch die Stadt Bad Berleburg eine Vollzeitstelle für

die Schulsozialarbeit. Diese teilen sich Johanna Otto und Silke Groß – und zwar so gut, dass auch die Schulen der Odebornstadt nur ungern auf die beiden verzichten würden. „Die Schulen, die Stadt als Schulträger und auch der Maßnahmenträger haben gegenüber dem Bund und dem Land wiederholt eine dauerhafte Sicherstellung

der Finanzierung dieser Schulsozialarbeit eingefordert“, stellte Andreas Kuß, der Abteilungsleiter Schulen im Bad Berleburger Rathaus, fest. Bis heute gebe es allerdings keine verbindlichen Aussagen. Die Finanzierungsverantwortung sieht die Stadt Bad

Berleburg aber ganz klar auf der Bundes und Landesebene, „daher besteht für eine örtlich begrenzte Initiative der Schulträger kein Spielraum“. Die drei Wittgensteiner Kommunen haben

das Christliche Jugenddorf-Werk Siegen-Wittgenstein mit der Aufgabe betraut. Natürlich hofft auch das CJD auf eine Fortführung dieses Angebots. „Aber ohne die Unterstützung des Landes wird das nicht gehen“, ist sich CJD-Leiter Reinhardt Seber bewusst. Grundsätzlich herrsche ja Einigkeit darüber, dass diese Leistung wichtig

sei – gerade vor dem Hintergrund der Inklusion und der Veränderungen in der Schullandschaft. Für das CJD selbst sei die Schulsozialarbeit „ein wichtiger Teil unseres sozialräumlichen Auftrags“, meinte Seber im SZ-Gespräch. Schließlich sei es dadurch

auch möglich, die Jugendlichen, die im Jugenddorf in Birkelbach wohnen, auch in der Schule zu begleiten, „das passt“. An der Nützlichkeit des Angebots gibt es letztlich also keinen Zweifel. Nur Geld scheint dafür nirgendwo übrig zu sein. Schulsozialarbeit in Wittgenstein

Die vier Schulsozialarbeiterinnen in Wittgenstein sind an neun Schulen tätig. Die Erndtebrücker Schulsozialarbeiterin Ulrike Koch teilt sich ihre Stunden auf die Grundschule, die Rothaarsteig-Schule und die Realschule auf. In Bad Laasphe steht Schulsozialarbeiterin Kristin Berkhahn der Hauptschule und der Lachsbachschule zur Verfügung. Und in Bad Berleburg profitieren die Salzmann-Schule, die Ludwig-zu-Sayn-Wittgenstein-Hauptschule sowie die Realschule von der Unterstützung durch Johanna Otto und Silke Groß.

Die Schulsozialarbeit soll dazu beitragen, individuelle und soziale Benachteiligungen durch besondere sozialpädagogische Maßnahmen auszugleichen. Schulsozialarbeit im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepakets ist Teil einer präventiven Arbeitsmarkt-, Bildungs- und Sozialpolitik. „Eine Hilfe und kaum wegzudenken“

Stimmen aus den Lehrerzimmern von Wittgensteiner Schulen zum Thema Schulsozialarbeit hat man auch an der Städtischen Realschule Bad Berleburg in die Wege geleitet. Schulleiter Manfred Müller betont im Gespräch mit der Siegener Zeitung die Bedeutung der Schulsozialarbeit für alle Schulformen auch über Haupt- und Realschule hinaus. Umso verhangener sein Blick in die Zukunft: „Wir gehen davon aus, dass wir ab Sommer keine mehr haben werden.“ Alle Anfragen diesbezüglich seien bisher unbeantwortet geblieben. Es gebe zwar Bestrebungen, das Thema auf Landesebene zu bringen, jedoch: „Ich habe den Eindruck, das ist im Regierungswechsel

untergegangen.“ Für die Städtische Hauptschule in Bad Laasphe, die im Sommer geschlossen wird, ist das Thema zwar nicht mehr aktuell. Doch auch deren kommissarische Schulleiterin Christina Feige-Meyer spricht aus Erfahrung, wenn sie sagt: „Schulsozialarbeit

ist eine ganz große Hilfe und kaum wegzudenken“.zusetzen!“ Ab Sommer wird an der Realschule Erndtebrück zwar eine ausgebildete Beratungslehrerin ihre Arbeit aufnehmen.

Mit zwei Ermäßigungsstunden könne die jedoch keinesfalls die intensive Arbeit einer Sozialarbeiterin leisten. Ständig werde davon gesprochen, dass man in Bildung investieren müsse, doch das seien

allenfalls Sonntagsreden – „vor Ort merke ich davon nichts!“

Am Johannes-Althusius-Gymnasium in Bad Berleburg ist bisher stundenweise eine Sozialarbeiterin tätig. Ob und wie sie nach den Sommerferien weiterbeschäftigt wird, entscheidet sich laut Schulleiter Erwin Harbrink im März oder April, wenn die Zahlen für das kommende Schuljahr vorlägen. Gespräche der Berleburger Schulen mit dem Träger der Maßnahme, dem Christlichen Jugenddorf (CJD) und dem

Schulverwaltungsamt diesbezüglich habe es bereits vor einigen Wochen gegeben. Verschiedene Initiativen und Petitionen“ hat man hat man auch an der Städtischen Realschule Bad Berleburg in die Wege geleitet. Schulleiter Manfred Müller betont im Gespräch

mit der Siegener Zeitung die Bedeutung der Schulsozialarbeit für alle

Schulformen auch über Haupt- und Realschule hinaus. Umso verhangener sein Blick in die Zukunft: „Wir gehen davon

aus, dass wir ab Sommer keine mehr haben werden.“ Alle Anfragen diesbezüglich seien bisher unbeantwortet geblieben. Es gebe zwar Bestrebungen, das Thema auf Landesebene zu bringen, jedoch: „Ich habe den Eindruck, das ist im Regierungswechsel untergegangen.“

Für die Städtische Hauptschule in Bad Laasphe, die im Sommer geschlossen wird, ist das Thema zwar nicht mehr aktuell.

Doch auch deren kommissarische Schulleiterin Christina Feige-Meyer spricht aus Erfahrung, wenn sie sagt: „Schulsozialarbeit ist eine ganz große Hilfe und kaum wegzudenken“.

 

Quelle: Siegener Zeitung vom 30.01.2014

Schwerpunkte in der Ausrichtung des CJD Siegen-Wittgenstein sind die Kinder- und Jugendhilfe sowie Maßnahmen im Auftrag der Agentur für Arbeit und des örtlichen Jobcenters.