Runder Tisch für Hilfe zur Selbsthilfe

11.09.2016 CJD Siegen-Wittgenstein « zur Übersicht

Birkelbach. Es gibt diese Kinder, bei denen schon in der Grundschule alles nach Plan läuft. Egal, ob Rechnen, Schreiben oder Zeichnen – am Ende jedes Halbjahres ist das Zeugnis mit „sehr gut“-Zensuren gepflastert. Doch nicht allen Schülern fällt dies so leicht.

Legasthenie (in der Regel mit Lese-Rechtschreib-Schwäche übersetzt) und Dyskalkulie (Rechenstörung) treiben nicht nur den eigenen Noten-Durchschnitt und Zukunftsperspektiven nach unten, sondern in vielen Fällen auch die Eltern in die Verzweiflung. Eine Gesprächs- und Kennenlern-Plattform bieten möchte nun der Legasthenie- und Dyskalkulie-Trainer Andreas Machenheimer in Kooperation mit dem Christlichen Jugenddorf (CJD) in Birkelbach. Am Freitag, 30. September, sind alle Eltern von Kindern mit Lernstörungen ab 15 Uhr ins Wiesenhaus des CJD eingeladen, um sich über die Schwierigkeiten der Sprösslinge auszutauschen. Denn: Teilweise sind diese Lernstörungen verantwortlich für schlechte Noten, Mobbing durch Klassenkameraden und daraus entstehende psychische Probleme.

„Wir wollen sozusagen das Feuerzeug zur Rakete sein“, erklärt Machenheimer und führt aus: „Es geht darum, dass jeder ein offenes Ohr für die eigene Geschichte bekommt, dass die Eltern untereinander Kontakte knüpfen und sich gegenseitig über Lernwege austauschen. Wir wollen hier mit einem runden Tisch Hilfe zur Selbsthilfe ermöglichen.“

Häufig seien Eltern gar nicht in der Lage, die Lernstörung des Kindes überhaupt zu erkennen, geschweige denn, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. „Eltern, die unsicher sind, können hier in der Runde rumfragen, was wir hier machen und ob und wie das den Kindern hilft“, gibt CJD-Standortleiterin Anke Bremmer zu Protokoll.

Machenheimer will hierbei nicht nur die offensichtlichen Probleme in der Schule, sondern auch die Kindespsyche in den Vordergrund stellen: „Häufig werden Kinder mit Lernstörung für dumm gehalten, obwohl sie zum Teil hochintelligent sind. Die resignieren dann manchmal auch und fragen sich, für wen oder was sie sich denn bemühen sollen. Da fehlen aber teilweise nur einige Bausteine in der Mauer. Und den Bau dieser Mauer wollen wir vollenden“, sagt er.

Nach seinen Wunsch soll sich der runde Tisch als feste Veranstaltungsreihe etablieren. Auch, um betroffenen Eltern in Wittgenstein endlich eine Plattform zu bieten. „Viele Elternteile hier im Kreis schämen sich dafür. Sie stoßen schnell an ihre Grenzen. Eine Mutter meinte mal zu mir, dass ihr täglicher Krieg um 14 Uhr beginnt und um 20 Uhr endet. Solchen Leuten bieten wir nun eine Bühne und wollen ihnen aufzeigen, welche Wege man gehen muss“, erläutert der Pädagoge.

Parallel zur Veranstaltung werden die Kinder von ausgebildeten Helfern betreut und können bei gutem Wetter auf dem weiträumigen Gelände des CJD herumtollen. Papa und Mama werkeln unterdessen bei Kaffee und Kuchen an Plänen für die Zukunft. Die Einnahmen aus dem Verkauf sollen übrigens der Anschaffung von Fachliteratur oder Spielen dienen, welche von den jeweiligen Familien dann ausgeliehen werden können.

Für die Veranstaltung rechnet Machenheimer mit knapp 50 Besuchern aus Wittgenstein und den angrenzenden Kommunen aus Hessen und dem Siegerland. „Wir wollen gemeinsam daran arbeiten, wieder Ruhe in die Familien zu bekommen und den Kindern einen vernünftigen Schulabschluss zu ermöglichen“, betont er.

Interessierte können sich unter 02753/508610 oder auch per Mail an
anke. knochenospam@cjd-siwi.de für die Veranstaltung anmelden.

Quelle: Westfalenpost - Wittgensteiner Zeitung
© Text und Foto: Patrick Friedland

 

 

 

 

Schwerpunkte in der Ausrichtung des CJD Siegen-Wittgenstein sind die Kinder- und Jugendhilfe sowie Maßnahmen im Auftrag der Agentur für Arbeit und des örtlichen Jobcenters.